Sehr geehrter Herr Hainer,
herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Wahl! Ich freue mich darauf, die kommenden Jahre mit Ihnen als Präsident zu erleben.
Sie sind nun nicht einfach der neue Bayern-Präsident. Sie sind immer auch der Nachfolger von Uli Hoeneß. Damit verbunden: Erwartungen und auch Hoffnungen.
Die Hoffnung, dass Sie ein ähnlich offenes Ohr wie Ihr Vorgänger für die Mitglieder des FC Bayern haben. Die Erwartung, dass Sie Ihren Worten Taten folgen lassen: nicht die Gewinnmaximierung um jeden Preis, sondern auf Basis der Werte und Traditionen des FC Bayern zu handeln.
Frauenfußball
Erfreulicherweise haben Sie sich zum Team der FCB Frauen bekannt. In Doha habe ich mir nicht nur ein Bild von den CSR-Aktivitäten des Clubs machen können, sondern auch unsere Fußballerinnen kennengelernt. Das sind fantastische Sportlerinnen und exzellente Markenbotschafterinnen des FC Bayern – wenn man sie denn lässt.
Uli Hoeneß‘ Steckenpferd war der Basketball. Hier wurde durch Anschub-Investitionen ein Team aufgebaut, das sich in Deutschlands Spitze etablieren konnte.
Haben Sie schon ein Steckenpferd? Wie wäre es mit dem Frauenteam?
Der FC Bayern ist ja zuallererst ein Fußballclub. Meinen Sie nicht auch, dass es der Anspruch sein muss, auch mit den Frauen die Nr. 1 in Deutschland zu sein? Dafür müsste aber aus meiner Perspektive deutlich mehr getan werden als bisher.
Bisher scheint folgende Philosophie zu herrschen: „Liefert ihr Titel, dann investieren wir auch mehr.“ Also der umgekehrte Weg im Vergleich zu den Basketballern.
Wie Sie wissen, wird im europäischen Frauenfußball massiv investiert. Topclubs wie Paris SG oder FC Barcelona oder FC Arsenal gehen hier voran und erarbeiten sich derzeit einen Vorsprung. Die besten Spielerinnen wechseln dorthin, weil sie dort mehr verdienen können und die Bedingungen des Spielbetriebes hochprofessionell sind. In Deutschland baut derzeit Red Bull Leipzig ein Frauenteam auf – selbstverständlich mit dem Ziel, in Deutschland ganz nach oben zu kommen. Seit Ewigkeiten jedoch liegt der VfL Wolfsburg mit weitem Abstand vor den Bayern. Mit einer klugen Personalpolitik, Kontinuität bei den handelnden Personen und mit lediglich knapp 3,5 Mio. Euro Jahresetat (2017/18, Quelle: Der Spiegel).
Mich schmerzt es, mit anzusehen, wie unsere Frauen hinter den „Wölfinnen“ liegen (die Meisterschaften 2015 und 2016 für den FCB waren eine Sensation). Dabei würde es vermutlich schon ausreichen, den Etat der Wolfsburger zu verdoppeln, um an ihnen vorbeizuziehen – und auch international erfolgreicher zu spielen.
Neben direkten Mittelzuflüssen müsste meiner Ansicht nach die Vermarktung des Frauenfußballs neu organisiert werden. England macht es vor: Dort werben die männlichen und weiblichen Spieler der wichtigsten Clubs gemeinsam auf allen Kanälen. Dort werden Sponsorings nicht nur für die Männer, sondern auch für die Frauen abgeschlossen. Dort gibt es sogar Lizenzierungsauflagen, eigene Frauenteams zu stellen und zu fördern.
Was würde den FC Bayern Frauen und generell dem deutschen Frauenfußball helfen? Einige Ideen:
- Sponsorenverträge für die Männer sollten auch für das Frauenteam gelten
- Marketingtermine für die Männer gemeinsam mit Spielerinnen
- Abgleich der Anstoßzeiten mit den Spielen der Männer (1. und 2. Mannschaft)
- Anreiz, Heimspiele der Frauen zu besuchen: mit einem Ticket erwirbt man zB ein Vorkaufsrecht auf Topspiele der Männer
- Gehaltsstrukturen so weit anpassen, dass der FC Bayern auch international mithalten kann und attraktiv für ausländische Weltklassespielerinnen wird
- Druck auf den DFB ausüben, den Frauenfußball intensiver zu vermarkten
- Der DFL vorschlagen, die Frauenbundesliga unter das DFL-Dach zu stellen
Es würde mich freuen, wenn Sie sich mit meinen Gedanken und Vorschlägen auseinandersetzen würden. Gerne diskutiere ich auch mit Ihnen persönlich darüber.
Klasse, wenn Sie den Frauenfußball verstärkt fördern würden.
Für Ihre Präsidentschaft wünsche ich Ihnen allen Erfolg.
Mit rot-weißen Grüßen